Montag, 9. Dezember 2013

Nachricht aus dem Reich der Toten



Große Persönlichkeiten pflegen im Schatten noch größerer abzutreten, als letzte Geste der Bescheidenheit sozusagen. So handhabte es Mutter Teresa (die fast zeitgleich mit Prinzessin Diana starb)... 

und auch mein Freund Carl ("Karcsi") Laszlo, von dessen Beerdigung ich gerade mit meiner Mutter zurück gekehrt bin. Die Züricher "Weltwoche" hat mir gestattet, ihm ein paar Abschiedsworte zu widmen.




Sonntag, 1. Dezember 2013

Ha-ha-Hamburg


War gerade in Hamburg. Nur ein paar Stunden. Als ich am Bahnhof ausstieg, merkte ich, dass ich seit Jahren nicht mehr hier war. Schön, dass es Dinge gibt, die unverändert sind. Die Taxisituation am Hauptbahnhof zum Beispiel. 100 Autos, die sich gegenseitig blockieren, stehen 100 Fahrgästen gegenüber, die gerne ein Taxi hätten. Nix geht voran – und keiner beschwert sich. Sehr zivilisiert. Und dann die Buchhandlung Felix Jud. Ich komm rein, nach etwa zehn Jahren Absenz – und werde begrüßt, als ob ich gerade erst aus der Tür gegangen sei. Wenn ich nur ein Buch mitnehmen dürfte, welches es sein müsste, wollte ich wissen. Die Antwort war dieses (signierte Exemplar) von Ulrich Tukur.





Freitag, 22. November 2013

Bildungshuberei


Endlich durfte ich in BILD mal wieder meinen Hang zur Bildungshuberei ausleben - in einer kleinen Kulturgeschichte der Ehe. Darauf ein High Five!




Montag, 11. November 2013

Snowdon, Mandela und Ceauşescu


Leser dieser Seite (hallo, Caroline, Bussi!) haben sich von mir einen Kommentar zum Thema #Snowdon gewünscht.

Wie absurd es ist, dass ein Mann als Freiheitsheld gefeiert wird, der sich via China (China!) nach Russland (Russland!) absetzt, hat allerdings mein Freund und Kollege Julian Reichelt prägnanter formuliert als ich das vermag, hier zum Beispiel – und bei seinem grandiosen Talkshow-Auftritt bei Beckmann. 

Da wir schon bei TV-Tipps sind: Heute läuft im Ersten (um 23.15 Uhr) die recht gelungene Doku von Jobst Knigge über das Haus Thurn und Taxis. Hier der Link zur Sendung.

Übrigens: Während sich Julian also Cardio-Fitness-Punkte durch Schwimmen gegen den Strom verdiente, hielt ich mich für eine Recherche (über die ich noch nichts verraten möchte) hinter den sieben Bergen, genauer: in Siebenbürgen, auf. Als Vorgeschmack unten ein paar mit dem iPhone geschossene Fotos.

Noch ein Literatur-Tipp: 

Im Ch. Links Verlag ist soeben das Buch "Oh Du, geliebter Führer" von Thomas Kunze und Thomas Vogel (Hg.) erschienen das dem Thema Personenkult gewidmet ist. Darin sind lesenswerte Beiträge über die orchestrierte Verehrung von Mandela, Bokassa, Ceauşescu und anderen bunten Gestalten erschienen ... sowie ein Beitrag von mir: über Englands Herzogin Kate, die moderne Version der heiligen Kuh.





Hier nun die versprochenen Fotos aus Transylvanien:





                                          Ankunft in den Karpaten



    Jüdisches Viertel Bukarest



    Zigeunerpaar im Széklerland



Sonntag, 27. Oktober 2013

Three IS a company

Ein Schmankerl für historisch interessierte Royalisten: 
dieses vom Buckingham-Palast veröffentlichte Foto. 
120 Jahre ist es her, dass ein britischer Monarch drei Thronfolger in Augenschein nehmen konnte.

Hier mein Artikel dazu in BILD. Darin findet auch die Titelstory über Prince Charles im aktuellen TIME-Magazin und die daraus resultierende Kontroverse Erwähnung.


Nicht ganz so historisch relevant, dafür umso hübscher: Das Bild, das meine liebe Schwester Gloria gerade von mir gezeichnet hat:




Freitag, 18. Oktober 2013

About time

... to change the subject!

Können wir zum Beispiel über "About Time", den neuen (und angeblich letzten!) Film von Richard Curtis ("Notting Hill", "Four Weddings and a Funeral", "Love Actually"), sprechen?

Die Presse in England hat ihn fast einhellig verrissen. Ich habe ihn gestern Abend gesehen und – nach dem Trailer – keine großen Erwartungen gehabt. Aber selbst ein mittelmäßiger Curtis-Film ist immer noch erträglich, dachte ich. Als ich, wie übrigens alle im Saal, nach dem letzten Fitzelchen der Credits endlich aufstand und benommen aus dem Kino taumelte, musste ich feststellen: 
Klar, kitschig zum Teil. Richard Curtis eben. Aber auch bewegend und philosophisch, ernster als all die "Romcoms", die ihn berühmt gemacht haben. 

Für mich ist "About Time" der beste Film Curtis-Film ever
I love it actually.

Sie wollen doch nochmal über den Bischof sprechen?
Neiiiiin! Bitte! Gnade!

Ok, ok, es gibt genau einen Artikel von Paul Badde, den es sich zu dem Thema noch zu lesen lohnt ... und dann sollten wir uns langsam wieder auf die Champions League konzentrieren (am Dienstag geht's wieder los) oder auf die Frieze in London (nur noch zwei Tage!) oder meinetwegen auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin or whatever.

Hier, der Vollständigkeit halber, mein hoffentlicher letzter Satz zu dem Thema heute in BILD:


Mittwoch, 16. Oktober 2013

Über reiche Kirchenmäuse

Es knirrscht heftig im Gebälk des deutschen Apparatschik-Kirchenturms.

Weil der ganze Apparat marode ist.

Mehr HIER.



Sonntag, 13. Oktober 2013

Ein Witz


Ein kleiner Nachtrag zum Thema Limburg in der heutigen BILD am SONNTAG.
P.S.: Nur der "Rosenkranz" ist nicht ganz stilecht, liebe Fotoredaktion!
 





  Und: THIS is the tweet of the moment:





Freitag, 11. Oktober 2013

Über das Bohren

Bevor wir zu einem ernsten Thema kommen, bitte hier klicken und das Stichwort "Bohrinsel" eingeben.

Bohren ist gut. 
Bohren wir etwas tiefer im Fall des Limburger Bichofs.

Für all die (abertausenden?) Blog-Leser im Ausland: 

Hier in good ol' Germany tobt eine Debatte um einen offensichtlich dämlichen Bischof. An vorderster Front der öffentlichen Hinrichtung: die "seriöse" Presse, angeführt von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Als der allererste Artikel gegen Bischof Tebartz-van Elst in der F.A.Z. erschien, vor etlichen Wochen, war ich ein wenig misstrauisch, weil der Autor (Daniel Deckers) es nötig hielt, drei Mal zu erwähnen, dass der Chauffeur des Bischofs Gel im Haar trägt. (Dieser zugebenen fundierte Angriff wurde ja einst schon gegen KT Guttenberg ins Feld geführt.)

Stimmt: Menschen mit Gel im Haar sind zutiefst suspekt. Wer einen Mann beschäftigt, der Gel im Haar trägt, kann nicht seriös sein! Ich weiss das, weil ich selber Haarwachs bevorzuge (das von DAX).

Ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen will (um den großen Franz Josef Wagner zu zitieren): Die "seriöse" Presse wird immer unseriöser – und wir, die Boulevardmedien, immer ernsthafter. Is that a good thing? I don't know. 
That's just the way it is.

Der Artikel in der aktuellen BILD zum Thema Tebartz-van Elst (verfasst vom Kollegen Nikolaus Harbusch) ist jedenfalls deutlich nuancenreicher als der in der morgigen Süddeutschen Zeitung vom Kollegen Drobinski zum Beispiel.

In BILD wird z.B. sachte die Frage angerissen, ob denn ein einziger Mann dafür verantwortlich sein kann, dass das Bauvorhaben am Domberg von Limburg aus dem Ruder geraten ist. Und ob es da wohl ein paar Leute gibt, die sich hier aus der Verantwortung zu stehlen versuchen. Und dass es von Anfang an ein wahnwitziges Unterfangen war, an diesem Ort – einer prähistorischen Siedlung mit unzähligen, unabsehbaren Denkmalschutzvorgaben – zu bauen. Und dass der Auftrag dafür in einer Zeit erging, als Tebartz-van Elst noch gar nicht Bischof war.

Dazu ist auf BILD.de ein Stück (von mir) erschinen, das beleuchtet, wie verkommen das ganze Bistum Limburg ist und dass das Bischofsamt dort einem vorweg genommenen Fegefeuer gleichkommt: Bitte hier klicken, um ihn zu lesen. Dort wird z.B. auch erklärt, dass die Affäre Limburg im Kern eine ideologische Ursache hat. Der Sündenfall des Bischofs bestand darin, dass er sich (ungeschickterweise sofort nach Amtsantritt 2008) mit den in Limburg besonders starken autoritätsfeindlichen Elementen der selbsternannten "Kirchenbasis" angelegt hat. Sein "Fehler" war schlicht konsequente Führung gegenüber lehramtlichen Loyalitätsverweigerern, etwas von dem sich Schönborns & Co. wohlweißlich drücken. Schade, dass Tebartz-van Elst der Aufgabe in Limburg weder menschlich noch verwaltungstechnisch gewachsen war. Ein Mann mit dem Format eines Johannes Dyba (gest. 2000), der von den Linken gehasst – aber eben auch respektiert wurde – hätte in Limburg "wie eine Bombe" eingeschlagen. Aber wo sind Typen wie Dyba? Wenn es sie gibt, würden sie heute wohl nicht mehr Karriere machen...

Hier der Ausriss meines Artikels im gedruckten Handout:









Donnerstag, 26. September 2013

Pascal und Louis CK lehnen iPhones ab!



Das menschliche Urdilemma?
Unsere Unfähigkeit, einfach nur zu „sein“. 
Der ständige Zwang, sich zu zerstreuen, um damit die innere Leere zu bekämpfen, die laut Blaise Pascal eine Folge des durch die Trennung von Gott verursachten seelischen Schmerzes ist (nachzulesen in den Pensées). 

Wir leben in einem Zeitalter, in dem diese Zerstreuung einfacher ist denn je. Anders gesagt: Habe mir gerade das OS 7-Update für mein iPhone runtergeladen.

Die Erkenntnisse des Mathematikers und Philosophen Pascal (der 1662, also vor der Erfindung des Smartphones starb) decken sich weitgehend mit denen von Louis C.K., wie er sie neulich in der Late-Nite-Show von Conan O'Brien zum Ausdruck brachte. Was wieder einmal belegt, dass man die wirklich entsetzlichen Dinge des Daseins am treffendsten in der Komödie zum Ausdruck bringen kann:







Donnerstag, 19. September 2013

It's Not Porn!


Es ist furchtbar.

Zwei meiner absoluten Lieblingsserien sind am Ende. 
Es ist wie früher, als man noch Romane las, und sich vor dem Moment fürchtete, das Buch für immer zuklappen zu müssen.
Gerade musste ich von "Dexter" Abschied nehmen, als nächstes ist Walter White dran. Habe dazu auch ein kleines Stück im print-handout von BILD verfasst, das auf bild.de nachzulesen ist (hier).

Ich werde sie vermissen, den liebenswerten Massenmörder, den krebskranken Drogentycoon. 

Tant pis, "Krieg und Frieden" kann man auch mehrmals lesen, also fang ich vielleicht einfach wieder mit den "Sopranos" von vorne an... 
... dann habe ich wieder etwa 4000 Stunden vor mir.

Den Stellenwert, den TV-Serien in unserer Kultur inzwischen einnehmen, bringt übrigens dieses Video gut auf den Punkt:








Freitag, 13. September 2013

Fuck!




Mit dem „Stinkefinger“ hat sich schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889-1951) beschäftigt.

Zeitlebens plagte ihn nämlich die Frage, ob alles, was wahr ist, auch in Worten zu fassen sei. „Nein!“, war letztlich seine Antwort. Nicht zuletzt deshalb nämlich, weil Gesten subtilere und weniger eindeutige Botschaften haben können als Worte.

Steinbrücks Stinkefinger ist das perfekte Beispiel. 
Zeigt er damit seinen Kritikern, dass er wütend ist? 
Ist es eher eine Geste der Verachtung? 
Oder beides?

Auch wandelt sich die Bedeutung von Gesten (und Worten) mit der Zeit. Was gestern noch hardcore Rock’n’Roll war, macht morgen schon jeder Spießer. Kürzlich war erstmals in der Geschichte der alt-ehrwürdigen „New York Times“ das Wort „Fuck“ zu lesen. Komplett ausgeschrieben (statt F***). In den Medienblogs wurde das hochtrabend zur kulturellen Zäsur, zu einer Art publizistischem Mauerfall hochstilisiert.

Uns ordinäreren Medien erschwert dieser „Tabubruch“ übrigens das Geschäft. Wenn DIE von der feinen „Times“ das dürfen, verschiebt sich für uns wiederum auch die „rote Linie“. Anders, prägnater formuliert:  
Shit! Piss!Fuck! Motherfucker! Cunt! Cocksucker!

Und im US-Fernsehen? DER Hort der absolutistischen Political Correctness? Auch hier fallen die Tabus. 
Ich habe unten einen Clip von Louis C.K. angefügt. 
Darin demonstriert er auf charmante Art, wie man Wort-Tabus unterlaufen kann, OHNE dabei jemanden zu beleidigen.

Manche Gesten haben auch regional vollkommen verschiedene Bedeutungen.

Wenn wir zeigen wollen, das alles „supi“ ist, deuten wir mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis an. Probier das mal in irgendwo in Spanien (... und sammle danach deine Zähne auf der Straße auf).

Der Stinkefinger wiederum hat auf der ganzen Welt die eine, universelle Botschaft. Ob in den Anden oder in der Westsahara, jeder weiß, was damit gemeint ist: Fuck you! Beziehungsweise: Vaffanculo! Denn ähnlich der neapolitanischen Pizza kam die Geste von Süditalien nach Amerika – und machte von dort aus Weltkarriere.

Über die Ursprünge wurde lange gestritten. Manche behaupten, die Geste stamme aus dem 14. Jahrhundert. 
Die Franzosen pflegten im Hundertjährigen Krieg gefangenen englischen Bogenschützen die Mittelfinger abzuhacken, damit die ihre gefürchteten Waffen nie mehr benutzen konnten. Die Engländer zeigten mit der Geste also Trotz und Todesverachtung.

Diese Theorie wurde aber längst widerlegt – und zwar vom Historiker Desmond Morris in dem Buch „Gestures: Their Origins and Distribution“. 

Morris hat nachgewiesen, dass die Geste als obszöne Beleidigung bereits im antiken Rom verbreitet war.   
Der sogenannte digitus impudicus (unverschämte Finger) taucht erstmals in einem Text im Jahre 330 v. Chr. auf (in einer Abhandlung über zeitgenössische Denker von Diogenes Laertius).

Im alten Rom war der ausgestreckte Mittelfinger, sagt auch Alexander Baur von der Universität Tübingen, eine Bestrafungs- und Demütigungsgeste. „Es war eine eindeutig sexualisierte Geste, ein Phallussymbol als Drohgebärde“. „Das war damals sehr unangenehm, weil es um den Finger im Hintern als Demütigung ging”, so Baur. Womit sich Wissenschaftler so alles beschäftigen...

Kurz zurück in unser Zeitalter.

In den USA musste vor paar Jahren die Biermarke „Bad Frog Beer“ vom Markt genommen werden, weil auf dem Etikett ein Frosch (!) abgebildet war, der den „Mittelfinger“ zeigte. Im Bundesstaat Colorado wurde ein Mann unlängst zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er einem Polizisten den Mittelfinger gezeigt hatte. Als beim Super Bowl vergangenes Jahr die Sängerin MIA vor 114 Millionen TV-Zuschauern den Mittelfinger hob, war das ein riesiger Skandal. Der Football-Verband (NFL) und der Fernsehsender (NBC) mussten zu Kreuze kriechen und das amerikanische Volk um Vergebung anflehen. 

Merke: Man darf mit Hakenkreuz rumlaufen, öffentlich den Koran verbrennen, das ist alles vom „First Amendment“ der Verfassung (Recht auf freie Meinungsäußerung!) gedeckt. 
Aber Stinkefinger? DAS geht zu weit.

Und in Deutschland? 

Stinkefingerzeigen erfüllt hier den Tatbestand der Beleidigung nach §185 StGB. Wer so z.B. einen Beamten beleidigt, muss mit Anklage und Geldstrafe (ca. 4000 Euro) rechnen. Und wer seinem Arbeitgeber den Stinkefinger zeigt, kann dafür entlassen werden, weil eine solche Beleidigung einen „wichtigen Grund“ gemäß § 626 Abs. 1 BGB für eine außerordentliche, „verhaltensbedingte“ Kündigung darstellt.

Fuck!


PS: Obiger Text erscheint heute in dieser oder ähnlichen Form auf bild.de

Freitag, 30. August 2013

When in doubt, turn to Kraut!
















Im Wirrwarr der Meinungen ist er der "go-to-guy":
Charles Krauthammer, der Op-Ed-Kolumnist der "Washington Post". 
Kernthese: Whaddayamean, send Assad a message? 
If you want to send a message, use Western Union. 

Eine militärische Intervention hingegen ist keine "Message", sie muss ein strategisches Ziel haben. 

Hier klicken, um Krauts Kommentar zu lesen.

Donnerstag, 22. August 2013

Montag, 12. August 2013

Freitag, 5. Juli 2013

Egypt in a nutshell

Man liest dieser Tage viel Interessantes, aber auch Widersprüchliches über Ägypten... 
Kurz gesagt: Häääh?

Kann jemand mal BILD für seine Leistung in puncto Orientierung loben?
Nein. Ok, dann mach ich's eben. 

Das beste, präziseste steht heute in BILD, geschrieben von Hamed Abdel-Samad, der mit Henryk M. Broder die Fernsehsendung-Sendung "Safari Deutschland" macht.
Für eine der Folgen haben die beiden übrigens auch den neulich an dieser Stelle gepriesenen Prälaten Imkamp in Maria Vesperbild besucht. Hier der Link zu der Sendung.

Und hier Egypt in a nutshell von Hamed Abdel-Samad:


Donnerstag, 27. Juni 2013

Heute ist Don-Camillo-Tag

Prälat Imkamp ist heute in town
Mit meiner Schwester Gloria. 

In Berlin begrüßt habe ich ihn, um ihm quasi den roten Teppich auszurollen, mit einer Buchbesprechung in BILD:

Am Morgen fand im Haus der Bundespressekonferenz die Vorstellung seines neuen Buches statt. Er sagte dort großartige Dinge! 

So räumte er z.B. mit dem Unsinn auf, die Kirche sei leib- oder genussfeindlich. Er erinnerte daran, dass es ein Benediktiner-Mönch war, der Champagner erfunden hat – vom Bier ganz zu schweigen. Und all die Feier- und Festtage gäbe es ohne die Kirche auch nicht. Imkamp: "Das richtige Verhältnis zum Genuss – aber auch zu den Grenzen des Genusses – sind wesentlich für Katholizität."

Anschließend ging's gemeinsam zur Abschiedsparty des US-Botschafters Phil Murphy und seiner Frau Tammy. Think big, heißt es ja bei unseren transatlantischen Freunden – die Murphys luden also ins Olympiastadion, etwa 1000 Gäste. Hier ein kleiner Eindruck. Auf dem Mini-Clip zu sehen sind unter anderem meine Frau Irina, meine Schwester Gloria, unser Außenminister Guido Westerwelle, Isa Hardenberg sowie Stefan von und zu Liechtenstein (der hiesige Botschafter des gleichnamigen Landes). Auf der Einladung stand übrigens "smart casual". Whatever that means. Ich trug jedenfalls keine Krawatte. Einer hat mit solch diffusen Kleidungsvorschriften naturgemäß kein Problem – der Prälat. Er trägt immer Talar.

Montag, 24. Juni 2013

A big one is gone

Henning Ritter ist tot.














Henning Ritter (1943 - 2013)



Bitte Jürgen Kaubes Nachruf lesen.

Und dann dieses Buch besorgen:

Donnerstag, 13. Juni 2013

Sensation! Geißler hat recht

Heiner Geißler, der alte Haudegen!

Er kultiviert seinen Non-Konformismus seit Jahren derart penetrant, dass man ihn oft gerne würgen würde (ich war schon mit ihm auf Podiumsdiskussionen und musste tatsächlich Gewaltphantasien unterdrücken...).

Aber heute liest man von ihm einen Leserbrief in der F.A.Z., dem Applaus gebührt.

Dass ich das noch erleben darf.

Hier ist er:





Freitag, 7. Juni 2013

Humpty Dumpty und die Homo-Ehe

BILD macht heute auf Seite 2, der Politik-Seite, genau das, was die Politik versäumt: Menschen bei gesellschaftlichen Veränderungen „mitnehmen“.

BILD-Redakteure erklären – ziemlich schlüssig – warum gegen gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften nichts einzuwenden ist und warum das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, solche Partnerschaften auch steuerlich zu begünstigen, nur konsequent ist. Zwei BILD-Leute (darunter naturgemäß ich) wettern dagegen.

Für das, was die Soziologie „gesellschaftliche Kohärenz“ nennt, sind solche Debatten elementar.

Schön wäre ja, wenn so etwas auch im Bundestag – unserem primär für die Gesetzgebung vorgesehenen Verfassungsorgan – stattfinden würde. So könnten die Bürger an der Debatte teilhaben. Stattdessen wachen sie morgens auf und erfahren, was „die da oben“ beschlossen haben. Was dadurch begünstigt wird ist die zunehmende Entfremdung des Bürgers von der Politik.

So manche Dinge, die für die liberale, urbane Eliten nämlich keiner Erklärung bedürfen, sind für ganze Bevölkerungsschichten „da draußen“ schwer nachvollziehbar. Wenn bei politischen Entschlüssen, die einem „revolutionären Akt“ gleichkommen (wie die F.A.Z. heute schreibt), versäumt wird, die Menschen "mitzunehmen" (tolles neudeutsches Wort übrigens), vertieft sich der Graben zwischen der Bevölkerung und dem politisch-kulturellen Establishment. Eine Entwicklung, die in anderen Ländern bereits bedrohliche Ausmaße erreicht hat (siehe aktuell Frankreich, siehe auch die Tea-Party-Bewegung in den USA).

Weil BILD Politik erklärt, statt nur Nachrichten zu verbreiten, hätte sie längst einen Preis der Bundeszentrale für Politische Bildung verdient.

Die Herausforderung ist dabei immer wieder, knapp und verständlich zu schreiben. Bei meinem eigenen Beitrag heute – gegen die steuerrechtliche Gleichstellung – ist mir das nicht so recht gelungen. Offenbar habe ich versucht, zu viele Gedanken auf wenige Zeilen zu zwängen.

Ich habe also Erläuterungsbedarf.

Mir geht es nicht darum, über den Lebensentwurf anderer zu urteilen. 

Wem steht das überhaupt zu? Mir sicher nicht. 

Ich bin dafür, dass Leute, die in Gemeinschaft zusammen leben und füreinander sorgen vom Staat entlastet werden. Das gilt, wenn’s nach mir geht, übrigens für jede Form von Wohngemeinschaft. Auch zum Beispiel, um nur eine von zig vorstellbaren Formen von Wohngemeinschaften zu nennen, für Alleinstehende, die sich zuhause um ihre gebrechliche Vater oder Mutter oder Großmutter kümmern.

Mir geht es vielmehr um Hermeneutik. Um die Verwirrung der Begriffe. Die Frage ist für mich, wie wir die Dinge benennen. Muss jede Zweiergemeinschaft gleich als "eheähnlich" bezeichnet werden? Oder gar "Ehe" heißen? Oder mit exakt den gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet sein so dass sie de facto eine "Ehe" darstellt?

Während unsere Gesellschaft einerseits bemüht ist, Unterschiedlichkeit der Kulturen zu schützen, gibt es paradoxerweise andererseits die Bestrebung der großen Einebnung.

Das sieht man auch in der sogenannten „Gender-Debatte“. Einerseits triumphiert eine bedeutende Feministin wie Naomi Wolf in ihrem Buch „Vagina“ mit der Erkenntnis, dass Frauen ganz anders sind als Männer... andererseits gibt es da die Hyper-Fortschrittlichen, die Begriffe wie „Mann“ und „Frau“ als „überholt“ betrachten (siehe die aktuelle ZEIT).

Der hyper-fortschrittliche Masterplan, Begrifflichkeiten einzuebnen und die Bedeutung von Worten auszuhölen, ist für mich eine der zentralen Bedrohungen unserer Kultur. Irgendwann wird durch die große Sinnentleerung nämlich nichts mehr irgendetwas bedeuten. „Ehe“, „Treue“, „Freundschaft“, „Leben“, „Tod“, „Liebe“, „Mann“, „Frau“ ...

In Großbritannien fand vor wenigen Tagen eine bemerkenswerte Debatte im Oberhaus statt, in der genau das zur Sprache gebracht wurde. Und zwar von Justin Welby, dem Erzbischof von Canterbury, dem ranghöchsten Bischof der anglikanischen Kirche (die übrigens kein Problem mit offen in schwuler Lebensgemeinschaft lebenden Bischöfen hat!). Welby bezweifelt den Wert solcher Lebensgemeinschaften nicht. Er stößt sich aber daran, sie „Ehe“ zu nennen. Hier ist seine Rede im Wortlaut.
 
Lesenswert ist vor allem auch die Rede von Lord Dear, der eine Passage aus Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ zitiert, in der Alice mit Humpty Dumpty darüber in Streit gerät, was die Bedeutung eines Wortes (nämlich des Wortes „grace“ – letztlich: Schönheit) ist. Die Passage gewinnt in Zeiten wie diesen, im Zeitalter des Relativismus, ungeahnte Bedeutung:

Der arrogante Humpty Dumpty sitzt also auf seiner Mauer, in Anzug und Krawatte, schaut verächtlich auf Alice herab und sagt: „Wenn ich ein Wort benutze, heißt es genau das, was ich will. Nicht mehr und nicht weniger.“ Perplex antwortet Alice: „Aber wie kann denn ein Wort unterschiedliche Dinge bedeuten?“ Worauf der eitle Ei-Mann schroff antwortet: „Die Frage ist doch, wer hier der Meister ist, so einfach ist das!“

So etwas wie das Gute, Wahre, Schöne gibt es für den Nihilisten gar nicht. ER macht sich zum Meister, bestimmt selbst, was richtig und falsch ist, kann damit nach Belieben jonglieren, heute so, morgen so.   

Besser als Lewis Carroll es mit seiner Alptraum-Vision „Alice im Wunderland“ getan hat, kann man Nihilismus nicht auf den Punkt bringen.

P.S.: Auf vielfachen Wunsch (genauer: meine Schwester Gloria hat dies angeregt) ist nun die Kommentar-Funktion freigeschaltet. Aber, bitte benehmt Euch!