Dienstag, 28. April 2015

Shivas Tränen



Natürlich gibt es angesichts von Tausenden Toten Wichtigeres. Aber dennoch ist dieser Bericht des National Geographic eine hilfreiche Übersicht, um zu erfahren, welche der unzähligen Kulturdenkmäler Nepals das Erdbeben überstanden haben.

Meine Gebete sind mit den Toten. Und den Trauernden.

Sonntag, 26. April 2015

Horseshit?


Manche Mythen dürfen nicht zerstört werden. Denn oft verraten sie mehr als reine wissenschaftliche Geschichtsschreibung. Oder wie ein Freund von mir einmal auf die erstaunte Frage, ob bei Heini Thyssen wirklich ein Picasso auf dem Klo hing, leicht genervt antwortete: "Nein, natürlich nicht, aber so war er!"

Nun hat Bianca Jagger in einem Brief an die Weekend FT (Letters, 25./26. April) klargestellt, dass die uralte – fest in New Yorks Mythologie – verankerte Geschichte, sie sei an ihrem 32. Geburtstag auf einem weißen Pferd ins Studio 54 eingeritten, leider nicht stimmt.

Sie schreibt:

"I would like to set the record straight. Mick Jagger and I walked into Studio 54. Steve Rubell had apparently seen a picture in a magazine of me riding a white horse in Nicaragua and he thought it would be a clever idea to bring a horse to the club as a birthday surprise for me. It was a beautiful white horse that reminded me of mine and I made the foolish decision to get on it for a few minutes. The photographed image went around the world, giving rise to the fable – that  I arrived at the Studio 54 on a white horse."

Ab da gleitet der Brief ab. Sie fährt fort:

"As an environmentalist and an animal rights defender, I find the insinuation that I would ride a horse into a nightclub offensive."

Ok, ok. We get it. Aber, dearest Bianca, der Übermut, der "spirit" der unter Euch damals herrschte, wird durch diesen einen Satz "she famously entered her birthday party atop a white horse", ob akkurat oder nicht, allegorisch auf den Punkt gebracht. Muss Geschichte nicht manchmal in Anekdoten erzählt werden, um ein wirklich akkurates Bild der Zeit zu vermitteln?

Egon Friedell schrieb in seiner "Kulturgeschichte der Neuzeit": "Oft wird ein ganzer Mensch durch eine einzige Handbewegung, ein ganzes Ereignis durch ein einziges Detail schärfer, einprägsamer, wesentlicher charakterisiert als durch die ausführlichste Schilderung. Kurz: die Anekdote in jederlei Sinn erscheint mir die einzig berechtigte Kunstform der Kulturgeschichtsschreibung."

Und beim großen englischen Historiker Thomas Macaulay finden wir den Satz: "Die besten Porträts sind vielleicht die, in denen sich eine leichte Beimischung von Karikatur findet, und es lässt sich fragen, ob nicht die besten Geschichtswerke die sind, in denen ein wenig von der Übertreibung der dichterischen Erzählung einsichtsvoll angewendet ist."

Oder, um es mit Reich-Ranicki zu sagen: "Man muss eben übertreiben und verstanden zu werden."

Sonntag, 19. April 2015

Wie alt ist Yoda?


Ein Kurator der British Library hat eine reizvolle Übersicht mittelalterlichen Darstellungen von Monstern und Dämonen zusammengestellt. Das hier online gestellte Video ist sehr kurz, aber auch sehr sehenswert.

Bemerkenswert ist u.a. obige Darstellung aus den sogenannten Smithfield Decretals aus dem 14. Jahrhundert. Für Star-Wars-Fan ist klar, wer hier dargestellt wird.


Mittwoch, 15. April 2015

IS das ne Sternstunde?

Seit Christian Krug Chefredakteur des "Stern" ist, erlebt man erstaunlich oft jenes zuletzt aus den späten 70-ern kolportierte Gefühl, am Donnerstag unbedingt dieses Heft in die Hand kriegen zu müssen. 


Jetzt wieder! 
Exklusiv! 
Jürgen Todenhöfer "Im Herzen des Kalifats"! 

Allein, man darf Entwarnung geben. Die Lektüre des Vorabdrucks aus Todenhöfers Buch "Inside IS" ist enttäuschend. Nicht nur erfährt man sehr wenig, die Sprache ist für Todenhöfer auch erstaunlich blass und phrasenhaft, mal herrscht "schneidene Kälte", dann wieder "eisige Stille", der Aufpasser ist "fast so breit wie hoch", "jeder rennt, so schnell er kann", und wenn's halbwegs spannend wird, kann man "das Gespräch nicht vertiefen", leider. 

Hier die Top 3 der schüleraufsatzhaften Worthülsen aus der Todenhöfer-Reportage im "Stern" (17/2015):

"... es geht über Stock und Stein" 

"Mir bleibt fast das Herz stehen"

"Es herrscht dicke Luft."

Dann lieber doch nochmal die Reportage ansehen, die vor etwa einem Jahr der Reporter Medyan Dairieh für VICE gedreht hat. 

Montag, 13. April 2015

Krass


Die wichtigsten Werke von Günter Grass (R.I.P.)...
... in maximal fünf Wörtern.

Die Blechtrommel (1959):
Giftzwerg nervt Nazi-Kleinbürger.

Katz und Maus (1961):
Auch Hitlerjungen hatten Sex.

Hundejahre (1963):
Deutsche sind hündisch treu.

Der Butt (1977):
Männer hassen ihre Frauen.

Kopfgeburten (1980):
Hoffentlich sterben die Deutschen aus.

Die Rättin (1986):
Hoffentlich geht die Welt unter.

Das weite Feld (1995):
Die DDR war ganz okay.

Beim Häuten der Zwiebel (2006):
Ich war bei der Waffen-SS.

Grimms Wörter (2010):
Die deutsche Sprache bin ich.