Donnerstag, 30. Mai 2013

Beten für die Hessen

Dank BILD darf ich mich heute mal wieder als Katechet profilieren:

Und dank kathpedia weiss ich jetzt: 

Im Raum Paderborn war es früher üblich, 
an einem der Fronleichnams-Altäre "für die Hessen" zu beten. Wörtlich heißt es in dem Online-Nachschlagewerk: 

"Für das Hochstift Paderborn sind mancherorts 5 Stationsaltäre belegt, wobei bei der 5. Station ein Segen gegen die Hessen (Hessen war protestantisch) gespendet wurde."

"Für die Hessen" bete ich ohnehin jeden Tag. Meine Frau Irina ist schließlich stets in meine Gebete eingeschlossen. Am Montag werden Irina und ich sogar gemeinsam für DEN Hessen beten – wenn wir nämlich zur Beerdigung von Irinas Onkel Moritz, dem verstorbenen Landgraf von Hessen, nach Kronberg (Taunus) reisen.

Moritz war der feinsinnigste Hocharistokrat, den ich zu kennen die Ehre hatte. 
Ein durch ein durch gütiger Mann.
Un vero signore! 

Ich werde ihm immer in Dankbarkeit  verbunden sein. Denn er war so großzügig, Irinas und meine Hochzeit 1999 im wunderschönen Jagdschloss Wolfsgarten auszurichten. Ein magischer Ort. Hier hat Benjamin Britten übrigens Teile seiner Oper "The Turn of the Screw" geschrieben.

Bemerkenswert ist, dass bis auf einen schönen Artikel im Rhein-Main-Teil der F.A.Z. in keiner großen Tageszeitung  ein Nachruf auf Moritz erschienen ist. Wir leben eben in einer geschichtsvergessenen Zeit. Tant pis



Für diesen Hessen bete ich jedenfalls künftig ebenfalls täglich, auch wenn nicht gerade Fronleichnam ist.



Moritz Landgraf v. Hessen (1926-2013)

Dienstag, 28. Mai 2013

Robääään! Robäääään!

Meine Reaktion auf Robbens 2:1 am Samstag?
Ähnlich der von Sammy Kuffour, der schon als Halbwüchsiger bei Bayern spielte, an der Säbener Straße in Harlaching (wie ich also) quasi aufgewachsen ist, später seine Karriere bei Ajax Amsterdam ausklingen ließ und inzwischen in Ghanas Hauptstadt Accra lebt.

Freitag, 24. Mai 2013

Ist Fußball Bunga-Bunga?


Können wir offen reden? Fußball ist nicht schön. Golf ist schön anzusehen. Oder Galopprennen. Auch Springreiten ist ein ästhetischer Genuss – gleichgültig, ob man jemandem die „Daumen drückt“.

Fußball aber ist mehr. Auch mehr als nur „Leidenschaft“. Es ist eher eine verfeinerte, sublimierte Form von "Bunga Bunga". Die ursprüngliche Bedeutung dieses Begriffes geht ja angeblich auf rituelle Massenvergewaltigungen von Berber-Stämmen in Nordafrika zurück. Das Wesen des Fußballs ist jedenfalls archaisch. Es geht im Kern darum, dass die Krieger eines Volksstammes die Krieger des benachbarten Volksstammes erniedrigen. Das geschossene Tor wurde tiefenpsychologisch ja bereits (das ist nicht auf meinem Mist gewachsen!) als gewaltsame Penetration gedeutet.

Die F.A.Z. widmet sich heute in ihrem Feuilleton auf zig Zeilen dem Thema Fußball, versucht langatmig zu ergründen, warum es in Deutschland einen derartigen Stellenwert hat. Gähn. Dabei ist das – historisch – sooo einfach zu erklären. Gerade in Deutschland ist im kollektiven Gedächtnis das Bewusstsein eben hellwach, dass wir nicht alle einfach nur „Deutsche“ sind, sondern Angehörige unterschiedlicher, sich letztlich feindlich gesinnter, Stämme.

Ein Besuch in Braunschweig – ich nahm dort an einer Podiumsdiskussion anlässlich des Jubiläums der Welfen/Preußen-Hochzeit vor genau 100 Jahren teil – hat mir Gelegenheit gegeben, dieses Thema auch in BILD aufzugreifen. Diese Smalltalk-Kolumne ist nur im Raum Hannover erschienen:




Dienstag, 21. Mai 2013

Wagner ist Pop

Heute darf ich in BILD ein kleines Stück über Richard Wagner schreiben.
Leider habe von Musik keine Ahnung.

Ich kann Wagner gerade mal von Mozart unterscheiden, bei Brahms und Schumann wird's schon schwieriger. Aber ich liebe Musik. So wie man eine Frau liebt, ohne von den biochemischen Abläufen in ihrem Körper das geringste zu verstehen, obwohl das, was man von ihr sieht und hört, letztlich ein großes Rätsel bleibt. Ich war ein paar Mal in Bayreuth, habe unter den harten Sitzen im Festspielhaus zwar gelitten, die Musik habe ich aber als psychedelische Erfahrung zu schätzen gelernt.

Wagner ist Pop. Wagner ist Pink Floyd. Wagner ist der erste, der Filmmusik komponiert hat. Die Popkultur kann ohne Wagner überhaupt nicht sein. Die Zitate sind endlos. Von der Wagner-Parodie der Looney Tunes ("What's Opera, Doc?", 1957) über den Walkürenritt in Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" (1979) bis zuletzt Tarantinos "Django Unchained", in deren Mittelpunkt die Befreiung der Sklavin Brünhilde steht.

Mein Lieblings-Popkultur-Zitat ist das in der "Trick or Treat"-Folge von "Curb your Enthusiasm". Dort wehrt sich Larry David mit gewohnter Penetranz gegen das Vorurteil, man habe als Jude Wagner gefälligst abzulehnen.

Dieser Filmausschnitt ist der Beitrag von "Onal Exander S'mind" zu Wagners 200. Geburtstag.

Montag, 20. Mai 2013

Die aktuelle Version der bayerischen Hymne

Veni Sancte Spiritus

Der besondere Reiz, für BILD zu schreiben, ist der Zwang, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. 

Wie erkläre ich zum Beispiel Pfingsten? Im Feuilleton der F.A.Z. darüber zu sinnieren, wie "geistesgegenwärtig" man leben kann, so man den Sinn von Pfingsten verstanden hat... Peanuts.

Wie aber schreibe ich über dieses Fest, wenn die paar Zeilen, die man zur Verfügung hat, von gebildeten Christen (BILD hat in absoluten Zahlen mehr akademische Leser als die F.A.Z.) ebenso gern gelesen werden sollen wie von Menschen, die bei "Heiliger Geist" an Schnaps denken?

Es geht bei BILD, wie beim Schnaps, um die Kunst der Destillation. Ich finde, mir ist das im vorliegenden Beispiel ganz gut gelungen. 

Geburtstag der Kirche, Heiliger Geist – all das kann man getrost in der Kirchenzeitung erläutern.  Aber geht es im Kern nicht um Gottes Wirken im Hier und Jetzt – genau in diesem Moment?

Frohe Pfingsten!

                                              (BILD, 18. Mai 2013, Seite 6)

Freitag, 10. Mai 2013

Hat die Monarchie Zukunft?

Da sich gestern Abend kein "Tatort" oder ähnlich Konsensfähiges auf unserer TV-Festplatte befand, musste ich zur guten alten DVD greifen, um meine Familie (Schwiegermutter zu Gast) zu berieseln.

Die Wahl fiel auf "The King's Speech" (2011). Hatte ganz vergessen, wie großartig dieser Film ist. Dabei hatte ich dazu damals sogar eine mehr als nur enthusiastische Filmkritik in der WELT verfasst, Hier ist sie zum Nachlesen. Apropos: In der ZDF-Mediathek (hier) ist jetzt der 45-minütige, sehr gelungene Dokumentarfilm über das spanische Königshaus der von mir verehrten Julia Melchior abrufbar. Dort komme ich natürlich auch gschaftlhubernd zu Wort.

Wen das Thema Königtum grundsätzlich interessiert, bitte ich, die aktuelle Ausgabe der Schweizer Wochenzeitschrift "Weltwoche" zu besorgen.


Deren Chef, mein Freund Roger Köppel, hatte mich gebeten, etwas über den Generationswechsel auf Europas Thronen zu Papier zu bringen. Artikel aus der "Weltwoche" sind nicht frei im Internet verfügbar, deswegen kann ich hier keinen Link anbieten.

Für Verzweifelte und Enthusiasten bleibt natürlich (ich weiß, verwegener Vorschlag) der Gang zum Kiosk.

Oder Lesebrille aufsetzen und hier lesen: