Mittwoch, 24. Juni 2015
Ze visit
Das dienstälteste Staatsoberhaupt der Welt kommt zum Staatsbesuch nach Berlin.
Und wer holt sie am Flughafen ab?
Der Bundespräsident?
Die Bundeskanzlerin?
Nein, das sieht das Protokoll nicht vor... wäre aber eine besondere Geste gewesen, angesichts der Tatsache, dass dies wohl einer der letzten Visiten außerhalb des Commonwealth ist, den Elisabeth II. nicht an ihren Thronfolger delegiert. Und mit Sicherheit ihr letzter Staatsbesuch in diesem Land.
Also wen schickt die Bundesregierung, um die Queen am Flughafen Berlin-Tegel zu empfangen? Den Außenminister, wie es das Protokoll vorsieht? Als US-Präsident Obama vor zwei Jahren zum Staatsbesuch kam, empfing ihn, wie es sich gehört, Außenminister Westerwelle.
Nein, die Bundesregierung schickte den Protokollchef.
Traurig. Und ein diplomatischer Affront.
Der "Guardian" hat heute übrigens aus meiner BILD-Serie "Die Queen und die Deutschen" zitiert, um auf die politische Relevanz dieses Besuchs hinzuweisen.
All das Fähnchenschwingen und Tschingderassabum darf nämlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Besuch fast schon ein Verzweiflungsakt der Londoner Regierung ist, um den Zug Richtung EU-Fiskalunion (lies: Auflösung der Nationalstaaten zu Gunsten eines europäischen Superstaates) aufzuhalten. Da wäre Großbritannien nämlich nicht dabei, zumal die Briten den Anstand haben, ihr eigenes Volk zu so einem Schritt befragen zu wollen. Merkel, Juncker & Co. wollen das freilich – ähnlich ihrer Griechenland-Politik – lieber unter sich ausmachen.
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