Donnerstag, 8. Januar 2015

Sind wir alle Charlie?

Das ganze hat etwas von 9/11. Nach dem Anschlag auf das Herz der Finanzwelt, nun die Attacke gegen die Freiheit des Wortes. 


Die größte Zeitung Berlins druckt eine Auswahl der bösartigsten (und mutigsten?) Titelblätter von Charlie Hebdo. Londons Independent reagiert trotzig. Meine eigene Fassungslosigkeit spiegelt am ehesten die heutige Seite 1 der Pariser Sportzeitung L'Équipe wieder.

Sind wir nun also alle Charlie? Ist die Verletzung von Sittlichkeit und die Beleidigung des Religiösen ("jetzt erst recht") eine geradezu bürgerliche Pflicht im Sinne der unbedingten Freiheit? 

Was gilt es denn zu verteidigen, wenn wir von unserer Zivilisation sprechen? Das ist auch das Thema von Houellebecqs neuem Roman. Hier die in meinen Augen bisher interessanteste Rezension. Es ist auch das Thema unserer Zeit. Um darüber nachzudenken, habe ich mir gerade ein altes Essay von Martin Mosebach hervorgekramt. Es ist seit gestern leider nicht mehr ganz ohne Unbehagen lesbar. Die Gegenposition "We Need Blasphemy" macht mich aber auch ein wenig ratlos, ähnlich wie der zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich nicht wirklich "hilfreiche" Kommentar "Muslims are right to be angry" von Bill Donohue.

Wie 9/11 stellt der 7. Januar 2015 jedenfalls eine Zäsur dar. 
Es gibt ein Davor und ein Danach.



     



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