Ein Tiefpunkt des Konfliktes war das skandalöse Interview des Anführers der Reformer, Kardinal Kasper, das in Rom bereits "Afrikaner-Gate" genannt wird. Komischerweise wurde darüber in der deutschsprachigen Presse nicht berichtet.
Einzige Ausnahme: das tapfere Kath.Net. Der beeindruckendste Beitrag zur Familien-Debatte bislang war ebenfalls dort zu finden: der offene Brief einer jungen Christin an Kardinal Kasper höchstselbst. Würde allzu gern wissen, ob der ehemalige Kurienkardinal ihn gelesen hat. Absolute Pflichtlektüre! Hier ist er zum Nachlesen.
Auch BILD fühlt sich natürlich der Verteidigung der Glaubenstreue verpflichtet.
Hier unser Beitrag zu der Causa Kasper.
Seine Eminenz war, wurde mir glaubhaft versichert, erbost über die böse "Bildzeitung". Es wird ihn erstaunt haben, dass die gleichgeschaltete Deckersdrobinsiki-Linie der deutschen Medienlandschaft blinde Flecken hat. Inzwischen liegt auch eine geharnischte Antwort des beflissenen Pater Bernd Hagenkord SJ von Radio Vatikan vor. Hier ist sie.
Natürlich, verehrter Pater Hagenkord, ist Kardinal Kasper kein Rassist. Wenn man die Verteidigungsposition Kaspers liest, wirkt er weniger rassistisch als vielmehr unfassbar arrogant. Wenn er sagt, die "lokalen Bischofskonferenzen müssen Raum haben, ihre eigenen Probleme zu lösen" und anfügt: "Ich kann nicht für Afrika sprechen. Das ist nicht möglich. Aber sie sollen auch nicht zu sehr sagen, was wir tun sollen" heisst das doch, in Klardeutsch, übersetzt: Ihr Afrikaner seid sozio-kulturell zurück geblieben, habt ganz andere Probleme als wir hier im fortschrittlichen Europa. Kümmert Euch doch bitte um Euren Mist, wir hier in Europa bestimmen derweil die Linie Roms. So be so kind and shut the f*** up!"
Nur ist Rom eben nicht nur Zentrum der immer gern fortschrittlichen rheinischen, sondern der Weltkirche! Die Aufforderung zu mehr Dezentralität in der Interpretation von Glaubensdingen bedeutet eine unstatthafte Marginalisierung außer-europäischer (und damit konservativerer) Positionen. Unter dem Motto: Macht Ihr doch, bei Euch im Dschungel, was Ihr wollt ... Entscheiden tun wir Europäer hier bei uns, in Rom.
Einigen wir uns, lieber Pater, brüderlich auf "neo-koloniale Arroganz" statt "Rassist"?
Inzwischen ist die Synode beendet. Das Ergebnis, hier vom englischen "Catholic Herald" recht übersichtlich zusammengefasst, liest sich auf den ersten Blick wie eine Niederlage der Progressisten.
Andererseits kann die (jetzt von ihm bestätigte) Abberufung Kardinal Burkes vom Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur Kardinal Burkes als öffentliche Hinrichtung eines exponierten Konservativen gedeutet werden. Zwar schoss Papst Franziskus beiden Flügeln einen vor den Bug, nannte die Progressisten wortwörtlich "Gutmenschen", die den Menschen unter Preisgabe ihres Glaubens "gefallen wollen". Aber die deutlichsten Worte fand er für die Traditionalisten, jene, "die sich im Geschriebenen einschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen".
Erstaunlich jedenfalls, wie offen der Grabenkrieg innerhalb der Kirche ausgetragen wird. Und das ist nur der Anfang. Burke scheint, wenn man dies hier liest, jedenfalls jede Angst verloren zu haben.
Auf den ersten Blick "die Konservativen".
Bei Lichte besehen die Reformer.
Wie heute in der österreichischen "Presse" sehr vernünftig aufgearbeitet wurde, ist durch die Synode eine Tür geöffnet worden – das Modernisierungsprojekt von Papst Franziskus befindet sich nun in voller Fahrt. Der Papst hat seine Bischöfe mit der Hausaufgabe nach Hause geschickt, "die Diskussion" in den Gemeinden, an der offenbar seeligmachende "Basis", weiter zu führen – um dann im Herbst 2015 höchstpersönlich zu entscheiden, wie es weiter geht mit dem katholischen Familienbild.
Bedeutet im Fußballer-Speak: Jetzt geht's lo-hos!
Ein Jahr "campaigning". Das wird – kirchenpolitisch – ein heißes Jahr.