Montag, 19. Dezember 2016



Mein Leserbrief in der FT (Dec 17, 2016)

Und hier eine erfreuliche Reaktion, ebenfalls auf der Leserbriefseite der FT – am 21.12.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Es ist so weit

Meine Sis hat der abonnentswürdigen Zeitschrift "Theo" (von "Gifti" Croÿ) ein fantastisches Interview gegeben, das auch in der WELT Niederschlag gefunden hat. 

Mein Highlight ist folgende Passage: 

"Ich glaube, dass wir ganz stramm in die nächste Diktatur gehen. Und zwar eine Wohlstandsdiktatur, das Über-Betreutwerden wird zunehmen, betreutes Essen, betreutes Trinken, betreutes Denken. Das merkten die Leute gar nicht; alle befinden sich in einem kollektiven Wohlbefinden. Gegen jegliches Unwohlsein gibt es Arzneien und Lifestyle-Drogen. Wir nähern uns immer mehr der von Huxley beschriebenen schönen neuen Welt."

Gestern war sie kurz in der Stadt. I miss you already!

Und hier – aus aktuellem Anlass – noch eine EILMELDUNG.



Heißt: Nicht nur Huxleys Prophezeiungen bewahrheiten sich. Viel schlimmer noch: Auch das, was der Großinquisitor in Dostojewskis "Brüder Karamasow" ankündigte, wird wahr. Am Ende des furchteinflößenden Monologs sagt der Großinquisitor seinem Gefangenen, Jesus, eine Zivilisation voraus, die in Namen der Wissenschaftlichkeit alles neu machen wird: „An der Stelle Deines Tempels wird man ein neues Gebäude errichten, wird man erneut den schrecklichen Babylonischen Turm errichten.“ 
Es ist so weit.

Und wieder werden, in 20 Jahren, die letzten echten Menschen, die dann wohl im Untergrund leben, sagen: "Wir haben das nicht geahnt." 

Donnerstag, 3. November 2016

Mel Gibson is back

... and here he talks about his sequel to the "Passion Of the Christ". I'm pretty, pretty excited.



Montag, 17. Oktober 2016

Thai Curry

17. Oktober 2016, BILD, Seite 1.
Eine interessante "developing story" ist der Krimi um Thailands Thronfolge.

Obamas "Asian pivot", der neue geopolitische Dreh-und-Angelpunkt der US-Außenpolitik, würde aus dem Scharnier brechen, wenn nun nach den Philippinen mit Thailand ein zweiter wichtiger verbündeter in Asien sich als unzuverlässlich oder gar instabil herausstellen sollte. Thailand ist die zweitwichtigste Volkswirtschaft Südostasiens, gehört zu den Top-20-Industrienationen der Welt, jedes Jahr reisen 40 Millionen Touristen nach Thailand. Thailand ist nicht Tonga. Es ist von zentraler Bedeutung, wer in diesem Land die Macht hat und ob dort Stabilität und Wohlstand wächst. Die Bevölkerung hat bislang die zahlreichen Militärcoups gegen ihre gewählten Regierungen nur hingenommen, weil über allem der paternalistische Geist König Bhumipols schwebte. Jetzt ist der tot. Eine unbeliebte Militärregierung, die gerade erst umstrittene Verfassungsänderungen in Kraft zu setzen gedenkt, gepaart mit einem beim Volk verhassten König ist jedenfalls kein Rezept für Stabilität in der Region. 

Der Schachzug des umstrittenen Kronprinzen Vajiralongkorns, seine Thronbesteigung um mindestens ein Jahr hinaus zu schieben, um "angemessen trauern zu können", wie es aus dem Palast heißt, scheint mit größerem Abstand immer geschickter. Soll doch General Prem, der 96 Jahre alte Vorsitzende des Kronrats und verfassungsmäßige Übergangsregent, die unpopulären Verfassungsänderungen unterzeichnen, die der Militärregierung quasi diktatorische Vollmachten verleihen. In der Zwischenzeit kann Vajiralongkorn in Ruhe seine Optionen prüfen ohne sich vor den Augen des Volkes mit dem unbeliebten Regime des Militärs gemein machen zu müssen. 

Nichts fürchtet übrigens das Militär und die traditionelle, um Hof und Palast organisierte Thai-Elite so sehr wie den Einfluss des Berlusconi-Verschnitts Thaksin, den vom Militär und Gerichtsbarkeit weggeputschten Volkstribun und ehemaligen (gewählten) Premierminister. Der Multimilliardär sitzt in Dubai im selbstauferlegten Exil. Auch er wird derzeit – belauscht von sämtlichen Geheimdiensten der Welt – seine Optionen sortieren.

Die Macht der thailändischen Monarchie ruht auf einem riesigen Netzwerk aus Palast, Militär, Justiz und Unternehmen, in dem königliche Günstlinge im ganzen Land Aufträge und Vergünstigungen verteilen. Im Zentrum steht das Crown Porperty Bureau (CPB), ein Konglomerat, das alle königlichen Besitztümer und Investments verwaltet. Steuerfrei. Alle Verantwortlichen des CPB werden vom Palast ernannt. Sie verwalten – konservativ geschätzt – 50-60 Milliarden US-Dollar. Darunter die Mehrheit an Thailands größter Bank, die teuersten und wichtigsten Grundstücke Bangkoks und Anteile an Konzernen rund um den Globus (darunter die Mehrheit an der Hotelgruppe Kempinski). 

Es nicht so sehr die Person Thaksins, die die Hof-Elite fürchtet, als ein System der Günstlingswirtschaft, das mit dem bisherigen konkurriert und es zu ersetzen droht. Viele Verbündete des alten Königs sehen den Kronprinzen als Bedrohung. Der derzeit als Staatsoberhaupt fungierende Regent, General Prem, gilt als einer der wenigen Vertrauten des alten Königs, der es in der Vergangenheit gewagt hat, den Kronprinzen zu kritisieren. Er gilt jedenfalls nicht als Freund Vajiralongkorns.

Was das Thai-Establishment besonders beunruhigt: Als Kronprinz hat Vajiralongkorn vor ein paar Jahren die Fühler nach dem exilierten Thaksin ausgestreckt. Angeblich hat Thaksin ihm vor ein paar Jahren, als Zeichen der Annäherung, sogar ein Luxusauto geschenkt. Der FT hat Thaksin vor zwei Tagen allerdings versichert, er habe seit sechs Jahren kein Kontakt mehr zum Kronprinzen. Hier ein Bericht des "Economist" über den Machtpoker in Bangkok und die möglichen Folgen.
Aus BILD, 15.10.

In Tutzing, wo sich Vajiralongkorn bekanntlich meist aufhält, herrscht im Moment eine angemessen herbstlich-melancholische Stimmung, wie dieser TV-Bericht vom Bayerischen Rundfunk dokumentiert. Im nahen Pullach wird man hier vergeblich nach Indizien für die Absichten des Kronprinzen suchen. Die neue Villa, die der Kronprinz gerade für sich und seine derzeitige Hauptfrau herrichten lässt, ist derzeit eine Baustelle. Der Prinz weilt in Bangkok. Sein etwa 200 Personen umfassender oberbayerischer Haushalt ist verunsichert. Ihre wichtigste Frage – und zugleich auch eine der wichtigsten geopolitischen Fragen derzeit ist, ob er die Villa in Tutzing überhaupt je beziehen wird.



Dienstag, 27. September 2016

Der widerwillige Reaktionär


Frank Schirrmacher (nicht „Frank“, wir haben uns nie geduzt) hätte seine Freude am gestrigen Abend gehabt. Er liebte die Provokation, Michel Houellebecq war daher der ideale Preisträger des nach ihm benannten Preises

Die Einführungsworte von Michael Gotthelf, dem Co-Präsidenten der Frank-Schirrmacher-Stiftung, waren geschäftsmäßig nüchtern, die Laudatio der Islamkritikerin Necla Kelek seltsam farblos, aber dann kam ER. 

Michel Houellebecq wirkt gepflegt (er hat eine neue Begleiterin an seiner Seite), er wirkt ruhig, souverän, gelassen. Er spricht in glasklarem Französisch. Das deutsche Redemanuskript wurde zuvor verteilt.
 
Michel Houellebecq bei der Dankesrede
im Atrium des FAZ-Gebäudes in Berlin
Seine Rede, hier im Original nachzulesen, ist im zarten, unaufgeregten Ton gehalten (hier sogar ein Video-Mitschnitt), beschreibt dabei aber den erbärmlichen Zustand der europäischen Linken und prophezeit den Untergang des geistig entkernten Europas. Den dogmatischen Liberalismus der westlichen Elite beschuldigt er, alle mit dem Etikett „reaktionär“ aus der Gemeinschaft der intellektuell Satisfaktionsfähigen auszuschließen, die den neo-liberalen Konsens nicht teilen:

„Ein Kommunist oder jeder, der sich den Gesetzen der Marktökonomie als letztem Ziel widersetzt, ist ein Reaktionär. Ein Anhänger staatlicher Souveränität oder jeder, der strikt gegen die Auflösung seines Landes in einem föderalen europäischen Raum ist, ist ein Reaktionär. Jemand, der den Gebrauch der französischen Sprache in Frankreich verteidigt oder jenen jeder anderen Nationalsprache in ihrem jeweiligen Land und der sich der universellen Verwendung des Englischen entgegenstellt, ist ein Reaktionär. Jemand, der der parlamentarischen Demokratie und dem Parteiensystem misstraut, jemand, der dieses System nicht als die Ultima Ratio politischer Organisation begreift, jemand, der es gerne sähe, dass der Bevölkerung öfter das Wort erteilt wird, ist ein Reaktionär. Jemand, der dem Internet und den Smartphones wenig Sympathie entgegenbringt, ist ein Reaktionär. Jemand, der Massenvergnügungen so wenig mag wie organisierten Tourismus, ist ein Reaktionär.“

Vereinzeltes Kopfschütteln im Publikum. Räuspern. Am Ende dann noch höflicher Applaus. Danach verschwindet er auf eine Zigarette. 

Leider rauche ich (derzeit) nicht, dennoch konnte ich mich für einen Moment zu ihm stellen. „Je suis un grand admireur“, stottere ich. Er lächelt und sagt gnädig: „Admi-RA-teur! Mais, on peu dire admireur je crois ...“ I love him!

Freitag, 16. September 2016

Fußnoten-Franz

Wer den gegenwärtigen Konflikt Laxismus vs. Rigorismus in der Kirche verstehen will, sollte lesen, was Kardinal Schönborn dazu zu sagen hat (z.B. hier) und im Vergleich dazu die Texte des Bonner Universitätslehrers Heinz-Lothar Barth. Bei Glorias Buchparty (siehe auch den Zeitungsausschnitt) hatte ich das Vergnügen, mit Barth beisammen zu sitzen.

BILD, 16. September 2016
Von dem in Regensburg gefeierten Glaubensschützer würde sich Barth übrigens (wie er in der KU-Sonderausgabe Nr. 7/8/2016 zu Amoris Laetitia schreibt) mehr Mut zum Widerspruch wünschen. Er zählt den Chef der Glaubenskongregation zu den "Beschwichtigern", die angeblich nicht wahrhaben wollen, dass der Papst unveränderbare Lehren per Fußnoten ausser Kraft zu setzen versucht.

In Regensburg stellte Kardinal Müller das nun auf Deutsch erschienene Interviewbuch vor, das auf jenen warnenden Gesprächen fußt, die er mit einem spanischen Priester geführt hat ("Informe sobre la esperanza – Diálogo con el cardinal Gerhard Ludwig Müller", BAC-Verlag, Madrid 2016). Wenige wissen, dass Müller seit seiner südamerikanischen Zeit nicht nur makelloses, südamerikanisches Spanisch spricht (und so – an Schönborn vorbei – mit dem Papst wie kein Zweiter Tacheles reden kann!), sondern dass er, der so oft als konservativer Trotzkopf verhöhnt wird, in Wahrheit zutiefst von der ultra-linken Befreiungstheologie Südamerikas beeinflusst wurde – sehr viel mehr als der angebliche Linkssympathisant Bergoglio). Das nur nebenbei.

Mir geht es um etwas anderes. Müller wird in dem Interviewbuch so zitiert:

"Der größte Anstoß, den die Kirche bieten kann, ist nicht, dass es in ihr Sünder gibt, sondern dass sie aufhört, den Unterschied zwischen Gut und Böse beim Namen zu nennen und dass sie diesen Unterschied relativiert, dass sie aufhört, zu erklären, was Sünde ist, oder dass sie sie zu rechtfertigen beansprucht durch eine vermeintliche größere Nähe zum Sünder und durch Barmherzigkeit ihm gegenüber"... 

Barth (und wohl auch Spaemann, Josef Seifert u.a.) meinen nun, dass genau das, wovor Müller warnt, die erklärte Taktik seines Bosses Franziskus sei. Dieser werde darin vor allem von Kardinal Schönborn sekundiert.

Rigoristen gehört natürlich mein Herz. Aaaber, das habe ich auch Professor Barth erklärt, der mir freundlicherweise geduldig sein Ohr schenkte:

Wir dürfen es uns als Konservative nicht so einfach machen!

Wir leben in einer völlig de-christianisierten Gesellschaft. Wir befinden uns in einer ähnlichen Situation wie einst Paulus. Nur dass der in einer vor-christlichen Zeit agierte und wir dies nun einer einer post-christlichen Zeit tun. Wir müssen heute völlig andere Wege wie noch unsere Mütter und Väter gehen, wenn wir die Menschen tatsächlich erreichen und uns nicht damit zufrieden geben wollen, uns in Burgen der Rechtgläubigkeit zu verbarrikadieren.

Ich hatte einmal das Vergnügen, in Ruhe mit dem von vielen Traditionalisten als Irrgänger geschmähten Kardinal Schönborn zu sprechen. Ich nannte ihn keck "Onkel Kardinal" (in Anlehnung an den legendären "Löwen von Münster", Clemens August Galen, der von unserer Verwandtschaft in Westfalen weithin "Onkel Bischof" genannt wurde) . Er gab mir eine sehr persönliche Antwort auf meinen Vorwurf, dass er vor lauter shoulder-rubbing mit dem schwul-lesbisch-militaristisch-antiklerikalen Partyvolk von Wien den Eindruck des Laxisten hinterlasse.

Schönborn sagte mir, dass es dort, wo er aufgewachsen sei, auf'm Dorf in der tiefsten Steiermark, in seiner Kindheit kein Pfarrhaus gegeben habe. Pause. Weil das ganze Dorf das Pfarrhaus, die Gemeinde, Kirche, gewesen sei. "Natürlich wünsche ich mir eine Zeit herbei, in der das wieder so ist," sagte er, "aber die Realität ist heute nun einmal eine andere." Wir könnten uns, sagte er weiter, natürlich in unseren Kathedralen zurückziehen und mit Abscheu auf die verkommene, urbane, ultra-liberalistische anything-goes-Gesellschaft schauen, aber damit, so Schönborn, verfehlten wir unseren Auftrag.

Ich glaube (im Gegensatz zu Barth und Spaemann und vielen anderen im Vergleich zu mir sehr viel klügeren Leuten) nicht, dass Schönborn oder der Papst an der Lehre, am Unveränderbaren, rühren wollen. Schon allein weil sie wissen, dass sie das gar nicht können. Sie sind allerdings Realisten. Sie wissen, dass da draußen eine Sehnsucht nach Gott existiert. Aber sie wissen auch, dass die Menschen der Postmoderne gar nicht mehr wissen, dass es Ihn gibt und dass sie Ihn zu ihrer Erlösung brauchen.

Wir befinden uns in einem Καιρός, einem Kairos, einem Sonder-Zeitfenster, wiederholt der Papst immer wieder, in der die Kirche vorübergehend mit überfließender, unendlicher, auf ersten Blick übertriebener Gnade agieren muss, um überhaupt noch zu den Menschen durchzudringen, weil die nämlich gar nicht mehr wissen, dass es so etwas wie Barmherzigkeit gibt. Weil sie die Notwendigkeit dafür ja gar nicht sehen. Weil sie entweder alles für letztlich sinnlos halten – unter Motto YOLO, you only live once so do what the f.... you want) – oder weil sie Erlösung in Konsum, Sex, in virtuell-technischer Berieselung, Körperoptimierung, Esoterik, Biokost, Selbsthilfegruppen, Drogen oder sonstwo suchen.

Wenn ich z.B. bei BILD versuche, kirchliche Themen ins Blatt zu quatschen ... in der leisen Hoffnung die Existenz der Kirche im kollektiven Bewusstsein zu halten, habe ich es zunehmend mit Gleichgültigigkeit zu tun. Die allermeisten Menschen sehen die Kirche nicht einmal mehr als Gegner, sondern nehmen sie als weitgehend irrelevante, irgendwie kuriose Subkultur-Veranstaltung wahr, der man sich nur noch aus folkloristischen Gründen (zum Beispiel zur Hochzeit und eventuell zur Beerdigung) erinnert und die ansonsten allenfalls mit karitativen Dienstleistungen assoziiert wird.

Das von Papst verwendete Bild vom Feldlazarett, das die Kirche auf dem Schlachtfeld der Moderne errichten muss, um dort die zahllosen Verwundeten aufzusammeln, ist faszinierend. Weil es nämlich bildlich klarstellt, dass es sich um eine Ausnahmezeit handelt, die vorübergehen wird. Regiert er vielleicht gerade deshalb via Fußnoten? Weil er gar nicht beabsichtigt, Worte zum Thema Ehe und Familie z.B. von Papst Johannes Paul II. zu relativieren? Es handelt sich bei der Betonung der Seelsorge unter Hintanstellung von Lehrfragen vielleicht gar nicht um eine "Taktik" um die Lehre zu erodieren, wie von Konservativen immer wieder verschwörerisch geraunt, sondern um eine Maßnahme, die darauf abzielt, zu den verlorenen aber sich sehnenden Menschen durchzudringen. Eine vorübergehende (oder prä-apokalyptische?), pragmatische Notmaßnahme, die gerade wegen ihrer provisorischen Natur nicht formell kommuniziert werden kann (die jüngste Verwirrung um den Brief des Papstes an Bischöfe der Region Buenos Aires passt bestens in dieses Bild).

Am Ende ist dieser ominöse "Spalt", der mitten durch die Kirche geht, vielleicht auch gar nicht so wichtig.

Am Ende werden sich nämlich Progressive und Konservative ohnehin zusammenraufen müssen. Wir befinden uns ja nicht nur in einem post-christlichen sondern auch in einem post-religiösen Zeitalter. Katholiken – egal ob Rigoristen oder Laxisten – werden am Ende im Schützengraben Seite an Seite nicht nur mit evangelischen Mitchristen stehen (und da vor allem neben Evangelikalen, die in Asien, Afrika und Amerika ohne die dynamischste christliche Gruppierung ist) sondern sie werden sich eines Tages, wie von Houellebecq vorempfunden, im anti-religiösen Schützengraben der Post-Moderne sogar Seite an Seite mit muslimischen Gläubigen wiederfinden. So schaut's nämlich aus.


Dienstag, 9. August 2016

The Birth of Frankenstein

Kindheitserinnerung: Jene Séjour, bei der mir zu meinem Horror ein Spielkamerad namens Frankenstein vorgestellt wurde. Konnte ja nicht ahnen, dass der Junge aus Franken stammt und Frankenstein eigentlich gar kein  Monster ist.

Vor genau 200 Jahren fand jener legendärer Sommer am Genfer See statt, der zur Veröffentlichung von "Frankenstein or The Modern Prometheus" führte. Mary Shelley verbrachte den Sommer 1816 bei Lord Byron und dessen Gästen. Es war das "Jahr ohne Sommer" (wegen des Ausbruchs des Vulkans Tambora im Jahr zuvor). Wegen des düsteren Wetters verließen die Gäste Lord Byrons das Haus kaum und beschlossen stattdessen, jeweils eine Schauergeschichte zu schreiben und den anderen vorzutragen. 

Kaum ein Roman des 19. Jahrhunderts ist häufiger rezipiert, gedeutet und popularisiert worden als das Werk Shelleys. In fast allen popkulturellen Spin-Offs der Frankenstein-Geschichte wird die Kreatur allerdings als Monster dargestellt. Das ist eine Verfälschung von Shelleys Erzählung. Bei ihr ruft Dr. Frankenstein, nachdem er den zusammengestückelten Leib belebt hatte, verzückt aus, wie schön doch seine Kreatur sei! Auch muss (um mich selbst und "Weltgeschichte to go" zu zitieren) in diesem Zusammenhang auf den Untertitel "Der neue Prometheus" hingewiesen werden. Das Geschöpf wird in Shelleys Buch auch nie "Monster" genannt – sondern geradezu liebevoll "creature". Das Buch war auch kein wissenschaftsfeindliches Werk, das davor warnte, dass sich der Mensch zum Schöpfer aufschwingt ... es entstand im Geiste des ungezügelten und aus heutiger Sicht naiven Fortschrittsoptimismus! Shelley war fasziniert von Galvanis Experimenten und seinen zuckenden Froschschenkeln, sie wusste von Coelestin Steiglehners Versuche mit Elektrophysiologie und dessen Versuche, tote Materie zu beleben. 

Wer hätte – siehe Gentechnik und CRISPR-Cas9-Technologie – gedacht, dass Shelleys Roman sich als vielleicht wichtigstes Werk der modernen Literatur herausstellt? Und dass Shelleys Traum vom schöpferischen Menschen zur Albtraumvision der Moderne schlechthin werden werden könnte? 

Es lohnt sich, das 200-Jahr-Jubiläum Frankensteins zu nutzen, sich ein wenig mit dem Thema zu beschäftigen. Hier ein kurzer und interessanter Artikel von Felix Dirsch in der "Tagespost" und hier ein faszinierender 30-Minuten-Podcast zum Thema (aus meiner geliebten BBC-Radio-4-Reihe "The Infinite Monkey Cage" von Brian Cox und Robin Ince).

P.S.: I'm now off to Kerala.



Freitag, 5. August 2016

The most important film of the decade?



Wenn auch nur ein Drittel von dem stimmt, was man so hört und liest, handelt es sich bei Werner Herzogs neuen Film um sein ultimatives Meisterwerk. The mother of all eye-openers!


Montag, 1. August 2016

It pays to be gay

At least in Berlin. Public transport here offers reduced fares for queers. The only tricky bit is: How do you prove your sexual orientation to the conductor?

Change your sexual orientation and save Euro 4,60!
Spotted at S-Bahn-station Hoppegarten on Saturday

Donnerstag, 28. Juli 2016

Houellebecq IRL





Mit Blick auf die identitäre Bewegung in Frankreich, sagt der Chef des dortigen Geheimdienstes Patrick Calvar, ein weiterer großer Terroranschlag könne einen Krieg zwischen Rechtsradikalen und Islamisten auslösen, dem „Figaro“ sagte er wörtlich: „Ich denke, diese Konfrontation wird stattfinden ... hier mehr lesen. Oder, ausführlicher, hier. So ein Bürgerkrieg, sagt der Pariser Philosoph Alain Finkielkraut – ebenfalls im "Figaro", sei genau das, wovon die Djihadisten träumen.

Dienstag, 26. Juli 2016

Martyrdom

Another martyr. This time in the heart of Europe, not in Sudan or Egypt, where Christians increasingly suffer from persecution. The irony is that this new wave of violence is a product of the very openness that Christianity brought to Europe, as Tom Holland  writes in his brilliant essay in First Things.


Père Jacques Hamel
1930-2016



Sonntag, 17. Juli 2016

Turkey's Hapless Doctor



“In Turkey we have a marriage of Islam and democracy. The child of this marriage is secularism. Now this child gets sick from time to time. The Turkish Armed Forces is the doctor who saves the child. Depending on how sick the kid is we administer the necessary medicine to make sure the child recuperates.”

Çevik Bir 
Former Turkish NATO-general, 
commander of the blue-helmed UNOSOM II-mission to Somalia.
Forced to retire by Erdogan in 1999

Suggested background reading here.

Donnerstag, 14. Juli 2016

One's Sort Of A Sponge

Den Job des Premierministers verdanken die Briten uns, den Deutschen. Erfunden hat ihn der aus Hannover importierte Georg I., er sprach nämlich kein Englisch und brauchte jemanden, der zwischen sich und seinen Staatsbeamten vermittelte. Knapp 300 Jahre ist das her. Seither hat es erst eine weibliche Regierungschefin gegeben. Margaret Thatcher (1979-1990). Theresa May ist erst die zweite Frau auf diesem Posten. Für die Queen ist sie die Nummer 13 in der langen Ahnenreihe ihrer Premierminister. Nummer 1 war Winston Churchill.

Ab jetzt wird Theresa May wöchentlich zum Tee bei Elizabeth II. vorbei kommen – Bericht erstatten. Nach britischer Staatsauffassung ist die Queen der alleinige Souverän und der Regierungschef „Her Majesty’s Prime Minister“, also wörtlich genommen der erste Diener ihrer Majestät. Es gibt Gebäck (Mürbeteig-Kekse). Normalerweise empfängt die Queen ihre Premierminister im Buckingham-Palast. Ist sie in Ferien, muss er (oder ab jetzt sie) ins schottische Balmoral reisen. Da darf sie dann auch übernachten (weil die Anreise so lang ist) und darf ein wenig am Familienleben teilhaben.

Was geschieht bei diesen Gesprächen? Hier bitte klicken um weiterzulesen...

"One’s a sort of sponge and everybody can come and tell one things."
Elizabeth II mit den ehemaligen Premierministern Lord Callaghan, Lord Home,
Baroness Thatcher, Lord Stockton, Lord Wilson and Sir Edward Heath (v.l.)





Freitag, 8. Juli 2016

Donnerstag, 7. Juli 2016

Cheers!

Hier zwei wirklich sehr freundliche Besprechungen von "Weltgeschichte to go" im Radio. 
Eine vom SWR 2 und eine vom B 5, dem Nachrichtenkanal des Bayerischen Rundfunks.

Ich fühle mich erkannt. No irony. Danke!


Montag, 4. Juli 2016

Bayrexit

(c) Norman Lebrecht


In the midst of all that Brexit turmoil I seem to have missed all the action in #Bayreuth. 

My go-to-adress to find out what is going on in the world of classical music is Norman Lebrecht. In case you missed it (like me): The conductor Andris Nelsons walked away from Bayreuth only three weeks before the Festspiele's start. The rumour is that he was bullied by Thielemann. Munich's Abendzeitung writes today that the bone of contention seems to have been Nelson's insistance not to stay in Bayreuth for the whole duration of the festival and to fly off to the US in the middle of it to conduct the BSO at the Tanglewood-festival. I asked Norman if Thielemann has a point. Isn't it crazy how these top artist zip around the globe for gigs ? Isn't Bayreuth special, maybe the last totally special spot on earth, where rules of international show-biz don't (or shouldn't) apply? 

Isn't it true, that if you want to work there, you have to be willing to commit to it full-time – mentally and physically?

Here is what Norman has to say about that:

"It is, as you say, a unique spot on earth – but the poison implanted by its founder has an extraordinary capacity to remain in the atmosphere. No-one is ever safe there from sudden and unexpected contamination. No-one ever stays there very long - unless you are the Ring-holding Wagner of your generation."

Mmh. Read on what he has to say on the matter here.

P.S.: The matter has been resolved (-ish) by now.

Freitag, 1. Juli 2016

At least Boris had his fun

Hier ein kleiner Stimmungsbericht aus London.
Cheers Kevs for taking me around in your smart Smart EV!



And this is Pornhub's take on the situation:
"DUMB BRITISH BLONDE F*** 15 MILLION PEOPLE AT ONCE"

Dienstag, 28. Juni 2016

Franz Brückenbauer

"Völlig losgelöst", schreibt die SZ heute, habe Papst Franziskus im Flieger aus Armenien nach Rom geredet "wie ihm der Schnabel gewachsen" sei. Natürlich haben wir, die Presse, uns auf das Detail mit den Schwulen und Lesben gestürzt. Außer der gute Londoner "Catholic Herald" (hier der Bericht) und BILD hat kaum jemand die Aussagen des Pontifix in Kontext gesetzt. Hier der vorBILDliche Bericht von BILD... und ein ausgeruhter ;-) Kommentar dazu...

Der BILD-Bericht heute auf Seite 1

Der Kommentar dazu auf Seite 2

Montag, 6. Juni 2016

Im Schatten des Doms

Im Studio des Domradios... im Hintergrund: der Dom

Habe gerade eine sehr vergnügliche Lesereise hinter mir. 

Erste Station war Langen bei Frankfurt am Main. Der besondere Charme war: Hier haben Irina und ich vor 17 Jahren geheiratet (Soirée in Schloss Wolfsgarten, Trauung in Heusenstamm). Dann ging's nach Bad Godesberg. Von dort nach Hamburg (Lesung im Warburg-Haus!). 

Letzter Halt und zugleich Höhepunkt war Köln. 

Dort haben mich die Kollegen des Domradio großzügig empfangen, nur weil ich zart angeklopft hatte, ob ich kurz in den Redaktionsräumen am Dom vorbei kommen dürfte. 

Erst wurde ich für ein Kurzinterview mal eben ins aktuelle Programm reingeschmissen (siehe Foto). Dann entführte mich der Stellvertretende Chefredakteur Johannes Schröer auf den Balkon des Domforums, wo er mit Blick auf das göttliche Gebäude laut über die Bedeutung dieses Ortes für Stadt und Land nachdachte, um sich anschließend mit mir in ein Studio mit Domblick zurückzuziehen und sich ein bisschen ausführlicher (ein Viertelstündchen) mit mir zu unterhalten. 

Hier das Gespräch mit dem Domradio zum Nachhören.

Sonntag, 22. Mai 2016

Heimatblatt

In meiner Heimatzeitung ist am Wochenende ein Interview mit mir erschienen. Ich glaube, man kann es nur mit einem SZ-Digital-Abo lesen. Hier der Link.


Mittwoch, 4. Mai 2016

Update #Böhmermann #wtf

Der Scoop der ZEIT heute

Was der Mann sagt, kurz zusammengefasst



Was meine Chefin dazu sagt



Was Ratzinger dazu sagt. Aus einer Rede am 28.11.2000 in Berlin 
zum Thema "Die Europas geistige Grundlagen". Hier der ganze Text.




Donnerstag, 28. April 2016

Benevolenz

Immer wieder werde ich gefragt, 
wie meine neue Chefin ist, 
... und ob ich Rückenwind von ihr spüre. 

SO ist sie. Das hat sie heute Morgen getwittert:







Freitag, 22. April 2016

More than a pleasure

Me, myself and I beim Vorlesen aus "Weltgeschichte to go".
Im Hintergrund: "Flag, After Jasper Johns" von Vik Muniz.

Gestern hat die Königin von Charlottenburg, Loretta Würtenberger, eine kleine Cocktailparty für mich geschmissen - um das Erscheinen von "Weltgeschichte to go" zu feiern. Danke, Loretta! Sogar die Korrespondentin der "New York Times", Alison Smale, war da. Vielleicht werde ich ja doch noch berühmt?


Alison hatte ihren charmanten und witzigen Ehemann, den russischen Pianisten Sergei Dreznin, mitgebracht. Als er mich auf meine russischen Ahnen ansprach und ich ihm weismachen wollte, dass Katharina die Große einen Galitzin-Vorfahren von mir kujonierte, war er bestens im Bilde und verbesserte mich. Nicht Katharina die Große sondern Zarin Anna Iwanowa war es, die aus lauter Verärgerung darüber, dass Fürst Michael Galitzin heimlich eine italienische Katholikin geheiratet hatte, ihn nach dem frühen Tod seiner Gattin zu ihrem Hofnarren erklärte und ihn zu einer zweiten Hochzeit zwang. Mit einer Magd. Noch dazu einer legendär hässlichen. Der kaiserliche Hofpoet war eigens mit einer Ode beauftragt worden, sie trug den Titel "Jubel für das idiotische Hochzeitspaar". Mein Ahnen wurden von einer gigantischen Prozession durch St. Petersburg begleitet, angeführt von Schweinen, Ziegen und Hunden. Nach der Trauung wurden die beiden an den Ort ihrer Hochzeitsnacht geführt, den eigens für den Anlass errichteten Eispalast. Die Zarin begleitete die beiden in das Innere des schmucken Kühlschranks, befahl ihnen, sich auszuziehen und auf einem aus Eis gehauenen Bett die Nacht zu verbringen. Die Zarin amüsierte sich köstlich. Tja, so sind sie, die Royals. Danke, Sergei, dass Du da warst. Es tut gut mit Menschen zu sprechen, die in Geschichte firm sind.


So berichtet Beate Wedekind auf Facebook über unseren Abend. Und hier ein kleiner Bericht einer meiner Ehrengäste. Der Verfasser ist der (zivile) Adjutant unserer Verteidigungsministerin... dass man ihn mit mir verwechselt hat, gereicht mir zur Ehre. Ich wäre gerne so schneidig wie er.


Ach... und der von mir verehrte Christoph Maria Herbst, der das Hörbuch zu "Weltgeschichte to go" aufgenommen hat, wird mit ein paar reizenden Sätzen über mein Buch zitiert. Danke auch dafür!